Man könnte meinen: es eilt ...    Foto von Ghazaleh: Joanna Jonientz

Reboot the system.

»I just wish we could redo society.«    Bob Marley

Das, was Bob Marley sich wünscht, wünsche ich mir auch. Und ich denke, damit bin ich nicht alleine. Wir alle wissen, irgendwie – wir können so nicht weitermachen. Ich glaube, es ist im Sinne aller Lebewesen, dass eine neue, andere Lebenskultur entsteht.

Wir brauchen eine Kultur, in der wir uns endlich statt als das beste als eines unter vielen animalischen Lebewesen verstehen. Alles andere führt die Welt ins Desaster. Abgesehen davon, dass es nicht fair ist. Und nichts anderes als menschliche Selbstüberschätzung zu glauben, dass alles auf der Welt dazu da ist, um vom Menschen benutzt zu werden.

Alles, was gedacht, gesagt, geforscht, trainiert und sonstwie mit Pferden, Tieren gemacht wird, muss sich die Frage gefallen lassen: stammt es aus einer menschenzentrierten, den Menschen als das beste erkennende Lebewesen betrachtenden Sicht? Wenn ja, muss es sich ändern.

Denn DAS ... haben sich Menschen überlegt, nicht die Natur, die Welt oder die Tiere. Dass das Denken uns zu etwas Besserem macht, ist ein Gerücht. Das sich hartnäckig hält. Und dass wir wissen, wie man etwas benutzt, bedeutet nicht, dass es dafür »gedacht« ist

Fast alles, was wir zu wissen glauben, schaut die Welt aus den Augen dieses angeblich überlegenen Menschen an. Das gilt nicht nur für den Umgang mit Tieren, Pferden, Hunden. Sondern auch für die Wissenschaft, die nach allgemeingültigen Aussagen sucht. Verhaltensforschung. Tierbeobachtung, die auf Thesen über das Beobachtete basiert. Oder solche formulieren will. Und jedes noch so sanfte Training, das am Ende doch ein – vom Menschen gewünschtes – Ergebnis hervorrufen soll. Oder Coachings, die Pferde aus menschlicher Sicht besser funktionieren lassen oder solche, die Menschen seelisch »helfen« sollen und der menschlichen Selbsterfahrung dienen. Und noch so viel anderes.

Unser Zusammenleben mit Pferden, Tieren darf nicht vom Gedanken: wofür sind sie oder wofür kann ich sie gebrauchen, geprägt sein. Freundschaft mit ihnen darf nicht davon abhängen, dass sie funktionieren und uns oder anderen für einen Zweck dienen. Der auch noch rechtfertigt, dass sie geboren werden. Oder wurden. Um sich dann menschlichen Regeln zu unterwerfen.

Das heisst aber nicht, dass wir und die Tiere dann getrennte Wege gehen. Im Gegenteil.

Es geht um einen Neustart des Systems.